Wer hätte gedacht, dass ich jemals wieder meine Webunterlagen vom Modekolleg Herbststrasse auspacke? Also ich zumindest nicht. Denn damals hat mir das Weben keinen Spaß gemacht (obwohl sich unser lieber Lehrer Manuel sehr bemüht hat). Ich glaube mir hat irgendwie der Verwendungszweck gefehlt. Das war mir alles zu unmodern und omamäßig.
In dieser Saison hat sich das geändert. Mittlerweile habe ich mich mit dem Revival der 70er angefreundet, mit Ausnahme von Schlaghosen! Vor allem für die Verarbeitung an Kanten oder als Gürtel gefallen mir gewebte Elemente mittlerweile sehr gut. Jetzt frage ich mich: Wie konnte ich so lange diese tolle Kunst verschmähen?Also habe ich meine Webmappe wieder rausgeholt und mich ans Werk gemacht. Für den Anfang sollte es ein einfacher Gürtel werden. Ich habe mich für die Methode „Brettchenweben“ entschieden, weil das schnell geht (ich bin ein ungeduldiger Mensch) und ich dabei die Länge bestimmen kann.
Wenn man einmal den Dreh vom Brettchenweben raus hat, ist das ganze auch gar nicht mal so schwer. Während zwei Abenden vor dem Fernseher ist mein neues Schmuckstück fertig geworden. Im heutigen Tutorial zeige ich dir, wie ich das genau gemacht habe.
So geht´s: Gürtel weben
Für deinen gewebten Gürtel brauchst du folgendes Material:
– Brettchen (ich habe 10 Stück verwendet, mein Gürtel ist 1,4 cm breit)
– Verschiedene Farben Baumwolle Cotone von Lana Grossa (je nach Muster kannst du auch mehrere Farben nehmen)
– Schere
– Maßband
– Sicherheitsnadel
– Gürtel
– feste Schnur
– Kugelschreiber zum BeschriftenVorbereitung: Bevor du zu Weben beginnst musst du die Brettchen (Kärtchen) beschriften. Die vier Löcher an den Außenkanten werden mit A, B, C und D beschriftet. Außerdem nummerierst du die Brettchen von 1 bis 10 durch.1. Muster zeichnen
Jetzt kannst du dir das Muster zeichnen. Dazu nimmst du ein Blatt kariertes Papier oder eine Exceltabelle und zeichnest ein Raster. Auf der vertikalen Achse beschriftest du Loch A, B, C und D. Auf der horizontalen Achse trägst du die Brettchen von 1 bis 10 ein. Mit den passenden Farben zu deiner Wolle kannst du dein Muster einzeichnen.
2. Anzahl und Länge der Farben bestimmen
Nun musst du die Anzahl der Fäden der jeweiligen Farbe bestimmen. Zähl alle Löcher eines Brettchens die die gleiche Farbe haben zusammen. Somit weißt du, wie viele Fäden du pro Farbe abschneiden musst.Zusätzlich bestimmst du vorab die Länge der Fäden. Das ist von der gewünschten Gürtellänge abhängig. Mein Gürtel hat eine Länge von 1,50 Meter. Ich habe mit einem halben Meter Verschnitt gerechnet und deswegen die Fäden mit einer Länge von 2 Meter abgeschnitten.
Mein Zuschnitt hat also wie folgt ausgesehen:
4 Fäden je 2 Meter in Weiß
8 Fäden je 2 Meter in Violett
12 Fäden je 2 Meter in Schwarz
4 Fäden je 2 Meter in Beige
12 Fäden je 2 Meter in Orange
3. Brettchen einziehen
Jetzt beginnst du damit die Brettchen mit den richtigen Farben von vorne nach hinten einzuziehen. Dahinter wird ein Knoten gebunden. Dann werden alle Brettchen übereinander gelegt, sodass Zahl auf Zahl liegt. Brettchen Nr. 1 liegt im Stapel an unterster Stelle. Zur Sicherung der Brettchen bindest du ein Gummiband herum.4. Fixierung des Webguts
Nachdem alle Brettchen richtig liegen, werden alle Einzelknoten zu einem großen Knoten verbunden. Mit einer festen Schnur wird das ganze Büschel an einem Türknopf gebunden. Die Fäden werden von oben nach unten frisiert, die Brettchen werden bis ca. 30 cm vor das Ende der Kettenden geschoben. Jetzt machst du unten einen zweiten Knopf der mit der Schnur an den Gürtel gebunden wird.
Bevor es jetzt mit dem Weben losgeht, brauchst du noch einen Wollfaden zum Querlegen (Schuss). Ich habe dafür von einer neutralen Farbe einen circa 2,50 Meter langen Faden abgeschnitten.5. Weben
Durch die Brettchen wird ein so genanntes Fach gebildet, durch das der Schuss gezogen wird. Nach jedem Schuss werden die Brettchen um 90 Grad weitergedreht, damit das nächste Fach entsteht. Die Schüsse habe ich mit dem Finger fest angezogen, damit keine Schlaufe entsteht. Du kannst dazu aber auch ein Lineal oder Bleistift nehmen.Nach vier Schüssen drehst du in die andere Richtung damit das Muster gespiegelt wird und gibts nach jeder Drehung den Schuss in das vorgesehene Fach. Wenn der Gürtel eine gewisse Länge hat, musst du mithilfe einer Sicherheitsnadel das Gewebe kürzer binden. Denn beim Weben sollte immer eine Spannung vorhanden sein. Außerdem musst du ja zusätzlich noch zu den Brettchen gelangen.6. Abknüpfen
Wenn du die gewünschte Länge deines Gürtels erreicht hast, schneidest du das Ende hinten ab und ziehst die Brettchen raus. Das gleiche machst du am unteren Ende. Dann kannst du die Enden entweder nur verknoten oder flechten.
Tamtamtaaaaamtaaaam: Dein selbstgewebter Gürtel ist fertig und kann von dir ausgeführt werden. Hast du auch Erfahrung mit selbstgewebten Elementen? Hinterlass mir doch ein Kommentar und sag mir, wie dir dein Webprojekt gelungen ist.
Uh, an der Spannung der Kettfäden solltest du das nächste mal dringend nochmal arbeiten. Dann bekommst du auch ein vernünftiges Ergebnis…