DIY: Warum ich mir nie wieder eine Designertasche nähe

Fashiontamtam-DIY-lookalikeDesignertasche-selbermachen-818-5Endlich ist meine selb­st­gemachte Design­er­tasche fer­tig und ich kann sie dir in voller Pracht zeigen. Und ich sage endlich, weil ich dafür gefühlte hun­dert Jahre gebraucht habe. Alleine schon die Zeit, die für Recherche, Mate­ri­al­suche und Schnit­ten­twick­lung draufge­gan­gen ist, schien mir unendlich. Genau so lange wie ich für die Tasche gebraucht habe, genau so lange wird dieser Artikel. Am besten du machst es dir bequem, holst Chips und Cola und lauscht, wie ich bei dieser Tasche unge­fähr 1.850 Euro ges­part, dafür aber viel Zeit, Ner­ven und Mate­ri­al­geld aufgewen­det habe.

So sieht das Orig­i­nal aus

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Aller Anfang ist einfach

Total eupho­risch bin ich in das Pro­jekt “Design­er­tasche nähen” ges­tartet. Anfangs dachte ich, dass der Schnit­ten­twick­lung­steil der schwierig­ste Part wer­den würde. Schließlich hat­te ich so eine 2.000 Euro Tasche noch nie in meinem Hän­den. Doch im Nach­hinein hat sich die Schnit­ten­twick­lung als der ein­fach­ste Teil her­aus­gestellt. Als Nähvor­lage habe ich einen Pro­to­typ aus Kar­ton ange­fer­tigt und vor­genäht, sodass ich ein Mod­ell in Orig­i­nal­größe hat­te. Mit ein paar kleinen Änderun­gen war der Schnitt somit nach nur zwei lang­weili­gen Fernse­haben­den fertig.

Jet­zt ging es weit­er mit der Mate­ri­al­suche. Nach­dem die Orig­i­nal-Tasche aus Led­er beste­ht, ich aber Kun­stled­er ver­ar­beit­en wollte, war das gar nicht so leicht zu bew­erk­stel­li­gen. Kun­stled­er hat näm­lich im Gegen­satz zu nor­malen Led­er keine “schöne” Innen­seite. Da bei dieser Tasche aber bei­de Seit­en sicht­bar sind, musste ich klas­sis­ches Led­er nach­machen. Damit die Tasche einen fes­ten Stand hat, ver­stärk­te ich das biegsame kün­stliche Led­er mit ein­er Art Ein­lage. Fashiontamtam-DIY-Designertasche-818-2Auf diese Ein­lage kam dann eine Schicht Rauled­er, damit die Einzel­teile auf bei­den Seit­en ver­wend­bar sind. Das war echt viel Arbeit, denn die Tasche bestand auf­grund der Vielschichtigkeit aus 30! Einzel­teilen, die erst ein­mal aus­geschnit­ten und miteinan­der verklebt wer­den mussten.

Auf­grund der drei gek­lebten Schicht­en ent­stand an den Eck­en ein unschön­er Rand. Dieser Rand musste mit einem Mate­r­i­al names Edge Kote nach­bear­beit­et wer­den. Auch hier reichte nicht nur eine Schicht. Ins­ge­samt fünf Mal habe ich die Rän­der mit dem flüs­si­gen Mate­r­i­al bestrichen. Und um ehrlich zu sein, wür­den auch ein paar weit­ere Schicht­en nicht schaden.Fashiontamtam-DIY-lookalikeDesignertasche-selbermachen-818-8Fashiontamtam-DIY-lookalikeDesignertasche-selbermachen-818-6

Die Nadel im Heuhaufen

Nach­dem das Kun­stled­er fer­tig gek­lebt und die Rän­der ver­schön­ert waren, begann ich damit die weit­eren Einzel­teile für die Tasche wie etwa Ver­schlüsse und Ket­ten zu suchen. Nach ein­er erfol­glosen Bestel­lung im Inter­net (ich warte immer noch auf die Nach­liefer­ung aus Chi­na) bin ich zum Schus­ter ums Eck gegan­gen und habe dort nachge­fragt, ob er mir bei den Details helfen kann.

Mit drei Bestel­lun­gen und regelmäßi­gen Besuchen beim Schus­ter habe ich es dann endlich geschafft die Kara­bin­er und Ket­ten zu bekom­men, die ich haben wollte.

Mit­tler­weile habe ich schon unge­fähr 150 Euro Mate­ri­alkosten für die Tasche aus­gegeben. Das bein­hal­tet Kun­stled­er, Rauled­er, Kar­ton­ver­stärkung, Led­erkle­ber (2 Stück), Mag­netver­schluss, Nieten, Kara­bin­er, Kette, Ket­ten­hal­terung, Edge Kote für die Rän­derver­ar­beitung und Ket­ten­ringe. Sowie zusät­zlich 50 Euro für die Bestel­lung aus Chi­na, die nie voll­ständig bei mir angekom­men ist. Mein vor­läu­figes Faz­it: Erstens ist die Mate­ri­al­suche nicht ein­fach und zweit­ens auch nicht ganz billig.

Nach­dem ich nun das ganze Mate­r­i­al beisam­men hat­te, ging es endlich an das Nähen. Was ich nicht bedacht habe: Meine Näh­mas­chine schafft es nicht das Led­er (beste­hend aus drei Schicht­en) sauber zu ver­ar­beit­en. Ich brauchte also eine Led­ernäh­mas­chine und bin in den Schnit­tbo­gen gefahren um dort eine solche zu mieten.Fashiontamtam-DIY-Designertasche-818-3Nach ein paar Stun­den Arbeit bin ich freud­e­strahlend nach Hause gekom­men. Dort habe ich dann gecheckt, dass ich beim Nähen einen Fehler gemacht habe. Ein Fehler, der zwar von außen nicht gle­ich sicht­bar, aber trotz­dem vorhan­den ist. Also blieb mir nichts anderes übrig, als dem Schnit­tbo­gen einen zweit­en Besuch abzustatten.

Du kannst dir vorstellen wie groß der Frust zu diesem Zeit­punkt bere­its war. Zumin­d­est hat­te ich beim zweit­en Mal die Näh­mas­chine schon etwas bess­er im Griff und die Nähte sind beim zweit­en Ver­such bere­its bess­er geworden. Fashiontamtam-DIY-lookalikeDeisgnertasche-selbermachen-818-3Fashiontamtam-DIY-lookalikeDesignertasche-selbermachen-818-7Fashiontamtam-DIY-lookalikeDesignertasche-selbermachen-818-2

Die Jungfernfahrt

Nach dem zweit­en Besuch im Schnit­tbo­gen und ein­er weit­eren Schicht Edge Kote war meine Design­er­tasche dann endlich bere­it für die Jungfer­n­fahrt. Ein Einkauf bei Hofer war die beste Gele­gen­heit dafür. Auf Face­book und Insta­gram habe ich das gle­ich gepostet.

Und was ist passiert? Nach zwei Minuten hat sich die erste Niete gelöst und die Tasche ist mir von der Schul­ter auf die kleinen, gel­ben Hofer­fließen gekracht. Natür­lich ist das kein fataler Schaden, der mit ein biss­chen Superkle­ber wieder gerichtet wer­den kann. Dass es so schnell ging, damit hätte ich allerd­ings nicht gerechnet.

Mit­tler­weile ist der Unfall behoben und die Tasche war bere­its mehrmals im Ein­satz. Was sich lei­der jet­zt schon abze­ich­net ist die Tat­sache, dass sich der Kle­ber an den Rän­dern löst und es etwas schmud­delig aussieht. Hier muss ich ver­mut­lich nochmals mit Edge Kote ran. Außer­dem traue ich mich nicht die Tasche allzu schw­er zu beladen, weil ich Angst habe, dass sich weit­ere Teile lösen könnten.

Du fragst dich jet­zt sich­er, was ist die Moral von der Geschicht? Nun Ja: Design­er­taschen kauft man, oder eben nicht. Wenn man sich so eine Tasche nicht leis­ten kann oder will, dann kann man diese Tasche halt ein­fach nicht haben. Ich habe es zwar geschafft mir diese Tasche nachzunähen, doch so wirk­lich zufrieden bin ich damit nicht. Außer­dem hat es trotz­dem ver­gle­ich­sweise viel Geld gekostet. Um diesen Preis hätte ich mir wahrschein­lich eine gün­stigere aber halt­barere Tasche kaufen können.

Das einzige was bleibt ist der Stolz zu sagen, dass ich die Tasche selb­st­gemacht habe. Und sie auf den ersten Blick dem Orig­i­nal sehr ähn­lich sieht. Und nie­mand so eine Tasche hat. Und sie ist veg­an. Und ich weiß genau wer sie gemacht hat. Also doch wieder ein paar Argu­mente etwas sel­ber zu machen. Und schon geht das Kopfki­no los, was ich mir als näch­stes machen kön­nte. Aber jet­zt erst­mal ein Eis (oder mehrere) im Schwimm­bad genießen, bevor ich je wieder so ein großes Pro­jekt angehe.

7 Kommentare
  1. Grat­uliere zu Dein­er Geduld. Ich habe zwar keine Design­er­tasche gnäht, son­dern eine Clutch, da ich für mein Kostüm die passend Tasche (Kostüm­stoff) brauchte. Das war wirk­lich kein Prob­lem, habe sie wie ein Kuvert gear­beit­et. Als Ver­stei­fung habe ich ein altes Rönt­gen­bild genom­men, das sich (nach einigem Herumpro­bieren) ganz toll mit dem Büge­lisen for­men läßt. Als Ver­schluß ein Led­er­schlauferl mit einem Kostümknopf.

  2. Wow, das klingt toll. Und die Idee mit dem alten Rönt­gen­bild ist ja genial 🙂 Freu mich, wenn du mir davon ein Foto schickst.

    Alles Liebe,
    Lisa

  3. Ich bewun­dere alle, die so schöne Sachen machen kön­nen. Kom­pli­ment! Das ist ein Mod­ell von Chloe, oder? Ich hab mir zwei Fake­taschen besorgt, obwohl ich so etwas nie tun wollte. Und in der Kle­in­stadt, in der ich wohne, ist das ver­lorene Liebesmüh, denn Design­er­taschen ken­nt hier kein­er. Aber Haupt­sache ich habe Freude damit .…

  4. Hal­lo liebe Ulli!

    Vie­len Dank für deine Nachricht. Ja genau das ist ein Chloe Mod­ell 🙂 Also die Ahn­le­hung daran 🙂 Ja, solange du eine Freude damit hast, ist das doch ganz gut 🙂

    Wün­sch dir einen schö­nen Tag und alles Liebe,
    Lisa

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